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Wertvoller Holzaltar aus dem Mindener Dom geht auf Wanderschaft nach Münster

Den Volksaltar im Hochchor des Domes ziert ein Thronfragment mit den sogenannten Staufischen Platten aus dem frühen 13. Jahrhundert. Foto: DVM/Christian Schwier
Den Volksaltar im Hochchor des Domes ziert ein Thronfragment mit den sogenannten Staufischen Platten aus dem frühen 13. Jahrhundert. Foto: DVM/Christian Schwier

Minden (DVM). Fünf Jahrzehnte nach Aufstellung im Hochchor des Mindener Domes ist der Volksaltar auf eine besondere Reise nach Münster gegangen. Das Werkstück aus den 1970er-Jahren trägt an der Frontseite ein Element eines mittelalterlichen Thrones. Darin enthalten wertvolle geschnitzte Schrankwerkelemente vermutlich aus dem frühen 13. Jahrhundert oder späten 12. Jahrhundert.

Der Altar wird ab Ende Oktober eines der bedeutenden Exponate der Ausstellung „Barbarossa – Die Kunst der Herrschaft“ in Münster sein. Anlässlich des 900. Geburtstages des berühmten Stauferkaisers Friedrich I. Barbarossa (1122-1190) zeigt das LWL-Museum für Kunst und Kultur diese große internationale Sonderausstellung. Dabei liegt die Bedeutung dieses Möbel- und Thronfragments in seiner Konstruktion als Stollenwand mit den tiefer liegenden Füllungen und der auffallenden Ornamentik. Es ist bislang kein älteres mittelalterliches Stück eines solchen, ungewöhnlich reichen Füllungsschnitzwerkes bekannt.

Vor eineinhalb Jahren erreichte den Dombau-Verein Minden (DVM), der die Domschatzkammer am Kleinen Domhof betreibt, die Anfrage des Münsteraner LWL-Museums für Kunst und Kultur nach verschiedenen Exponaten aus Minden für die Barbarossa-Ausstellung. „Wir reagierten umgehend und ebneten den Weg für die Vorbereitung der Ausleihe, in dem wir den Kirchenvorstand der Domgemeinde als Eigentümerin der christlichen Kunstwerke des Domschatzes und die Münsteraner Sammlungsleiterin Petra Marx zusammenbrachten“, erinnert sich der DVM-Vorsitzende Hans-Jürgen Amtage. Seither begleitete der überkonfessionelle Förderverein die Planungen eng.

Einmalige Thronfront ist rund 800 Jahre alt
Das romanische Mindener Kreuz (1120), ein weltweit beachtetes Kunstwerk, ist das Hauptstück des Domschatzes Minden und wurde von Experten einer Kunstspedition für den Transport nach Münster vorbereitet. Foto: DVM
Das romanische Mindener Kreuz (1120), ein weltweit beachtetes Kunstwerk, ist das Hauptstück des Domschatzes Minden und wurde von Experten einer Kunstspedition für den Transport nach Münster vorbereitet. Foto: DVM

Der Kirchenvorstand unter Leitung von Propst Roland Falkenhahn zeigte sich offen für Leihgaben. Zunächst für ein Leuchterpaar aus dem frühen 12. Jahrhundert aus dem Kloster Helmarshausen und ein sogenanntes Ziborium aus dem ersten Viertel des 13. Jahrhunderts. Ein aufwendig gestaltetes Gefäß zur Aufnahme der gewandelten Hostie. Dann wurde der Wunsch aus Münster geäußert, ob auch das berühmte Mindener Kreuz (1120), das Hauptexponat des Mindener Domschatzes, als Leihgabe zur Verfügung stehe. Nach intensiven Beratungen erfolgte auch hier die Zusage, diese Preziose in die Barbarossa-Ausstellung zu geben.

Blieb noch der Volksaltar mit der einmaligen Thronfront, den die Münsteraner begehrten. Auch hier wurde intensiv beraten, ob dieses zentrale Stück im Hochchor entliehen werden könne. Der Altarblock aus Eiche wurde Anfang der 1970er-Jahre vom Kölner Bildhauer Prof. Elmar Hillebrand entworfen. Dabei nahm der renommierte Künstler das romanische Holzfragment auf und führte es an den anderen drei Seiten des Altars weiter. Hillebrands Hauptwerk ist der Hauptaltar im Kölner Dom.

Staufische Platten sollen bald den Domschatz Minden bereichern

Der Kirchenvorstand stimmte zu, als viertes Mindener Exponat den Altar nach Münster zu entleihen. „Für uns eine wichtige Entscheidung“, so Hans-Jürgen Amtage. Denn seit fast zwei Jahrzehnten setzen sich der DVM und das ehemalige Kirchenvorstandsmitglied Rudolf Bilstein dafür ein, die Staufischen Platten mit dem Thronfragment in der Domschatzkammer zu sichern. „Wir sind nun mit unserer Kölner Museumsarchitektin Claudia Hofmann und der Fachstelle Kunst im Erzbistum Paderborn im Gespräch, wie wir dieses bedeutende Kunstwerk nach seiner Rückkehr aus Münster in unsere Ausstellung im Domschatz am Kleinen Domhof integrieren können“, erläutert der DVM-Vorsitzende.

Mehrfach nahmen in den vergangenen Wochen Kunstexpertinnen und Schreiner des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) und der Fachstelle Kunst in Paderborn den Volksaltar im Dom in Augenschein. Sie bereiteten den Transport des schweren Möbels vor, nachdem deutlich wurde, dass das Thronfragment mit den Staufischen Platten nicht einfach vom übrigen Korpus getrennt werden kann. In den vergangenen Tagen wurden dann der Altar, das Mindener Kreuz, die Leuchter und das Ziborium von Experten einer international tätigen Kunstspedition sicher verladen und nach Münster gebracht. Ende Februar werden die christlichen Kunstwerke von europäischem Rang nach Minden zurückkehren – und bis dahin voraussichtlich Tausende Besucherinnen und Besucher der Barbarossa-Ausstellung begeistert haben.

Ausstellung „Barbarossa – Die Kunst der Herrschaft“ in Münster

 

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