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Christliche Kunstschätze kehren in Domschatz Minden zurück

Die Restauratorinnen Viola Beier (l.) und Anke Freund gestalten im Domschatz Minden die Vitrine mit den bischöflichen Insignien aus der Schenkung des Paderborner Weihbischofs Dr. Paul Nordhues. Foto: PAM
Die Restauratorinnen Viola Beier (l.) und Anke Freund gestalten im Domschatz Minden die Vitrine mit den bischöflichen Insignien aus der Schenkung des Paderborner Weihbischofs Dr. Paul Nordhues. Foto: PAM

Minden (PAM).  „Wichtig ist eine gute Vorbereitung.“ Vorsichtig setzt Restauratorin Anke Freund den kunstvoll gestalteten Bischofsstab zusammen.

Seit Montag kehren die christlichen Kunstschätze, die bis in das 11. Jahrhundert hineinreichen, in die Domschatzkammer Minden zurück. Fast genau ein Jahr waren sie ausgelagert, weil der Domschatz eine komplett neue Gebäude- und Ausstellungsgestaltung erhält.

Fachkräfte einer auf Kunsttransporte spezialisierten Spedition unterstützen Anke Freund und ihre Kollegin Viola Beier, die in Köln mit einer weiteren Partnerin eine Restauratorinnen-Werkstatt unterhalten, bei den Ausstellungsvorbereitungen. Schwerarbeit war das Aufhängen des Mindener Kreuzes mit seinen fast 80 Kilogramm Gewicht, das im neuen Domschatz Minden in einem Raum der Besinnung nun einen ganz besonderen Platz erhält.

Das romanische Mindener Kreuz, gefertigt zu Beginn des 12. Jahrhunderts, gilt unter Kunsthistorikern als herausragendes christliches Kunstwerk in Europa. Alljährlich kommen Hunderte Kunstinteressierte aus aller Welt nach Minden, um im Dom die Replik des Kreuzes zu bewundern und die besondere Ausführung der Jesusfigur zu betrachten. Das Original des Kreuzes war schon seit Ende der 1970er-Jahre nur einen Steinwurf vom Dom entfernt in der Schatzkammer ausgestellt. Doch kaum ein Besucher nahm die im Haus am Dom versteckte Räumlichkeit wahr.

„Das wird sich nun ändern“, verweist der Vorsitzende des Dombau-Vereins Minden, Hans-Jürgen Amtage, auf den neu gestalteten Gebäudeteil, der mit seiner hellen, in einer besonderen Struktur gestalteten Fassade aus sogenannten Alucobond-Platten deutlich mache: „Hier ist etwas ganz Besonderes zu sehen.“ Der Dombau-Verein, der 1946 gegründet wurde, um den Wiederaufbau des in den letzten Weltkriegstagen nahezu völlig zerstörten Mindener Dom mit zu ermöglichen, ist Hauptfinanzier der Neugestaltung des Domschatzes. Von den Gesamtkosten in Höhe von 2,5 Millionen Euro trägt der überkonfessionelle Förderverein 2,2 Millionen Euro. Die übrigen rund 300.000 Euro kommen von der Dompropstei-Gemeinde Minden und vom Erzbistum Paderborn sowie weiteren Förderern. Zudem übernahm der Förderverein zum 1. Januar 2017 den Betrieb des Domschatzes.

Domschatz Minden wächst von 80 auf 450 Quadratmeter

Standen in der alten Domschatzkammer bislang etwa 80 Quadratmeter für rund 100 Exponate zur Verfügung, wächst die Ausstellungsfläche nun auf zwei Ebenen auf rund 280 Quadratmeter an. Die Gesamtfläche des neuen Domschatzes Minden beträgt mit Foyer, Medienraum, Bibliothek und Nebenräumen zukünftig 450 Quadratmeter. Eröffnet werden soll die Ausstellung Mitte März 2017.

„Hier entsteht ein echtes Highlight“, freut sich auch Propst am Dom zu Minden, Roland Falkenhahn. Die zehn Jahre Planung und die gut einjährige Bauzeit hätten sich gelohnt. Denn mit der Neugestaltung, die nun die einzigartigen Zeugnisse der Tradition und Geschichte des Domes und seiner Gemeinde präsentierten und die Exponate in den Kontext des kirchlichen Lebens setzten, sei man Hinweisen gefolgt, die seit vielen Jahren immer wieder von renommierten Kunsthistorikern gekommen seien. Darunter auch der Leiter der Fachstelle Kunst des Erzbistums Paderborn und Direktor des dortigen Diözesanmuseums, Prof. Dr. Christoph Stiegemann.

So war bei den Planungen neben Stiegemann auch ein anderer hochkarätiger Fachmann als Berater aktiv: der Direktor des Grünen Gewölbes und der Rüstkammer der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, Prof. Dr. Dirk Syndram. Der ist überzeugt, dass die Sammlung des Domschatzes Minden viele Stücke von „außerordentlicher Bedeutung“ enthält. Der Kunsthistoriker sieht die Pretiosen, bei richtiger Präsentation, mindestens gleich gesetzt mit den Schatzkammern des Halberstädter Domes und den mittelalterlichen Beständen des Domschatzes der evangelischen Stiftskirche St. Servatius in Quedlinburg, die zum Weltkulturerbe gehören.

„Und genau diese ‚richtige‘ Präsentationsform haben wir aufgenommen“, erläutert Hans-Jürgen Amtage. In der Ausstellung würden vor allem die herausragenden Exponate das Erscheinungsbild der Schatzkammer des Mindener Domes bestimmen. Das gelte beispielsweise für das Mindener Kreuz ebenso wie für den Petrischrein aus dem 11. Jahrhundert. Ergänzt werde die Präsentation mit Reliquiaren, liturgischen Geräten, Büchern und Textilien.

Ein Erlebnis für den Betrachter

„Mit der Neugestaltung der Domschatzkammer wollen wir aber auch dazu beitragen, den Besuchern nahe zu bringen, wie die verschiedenen Objekte im kirchlichen Leben eingesetzt werden, welche Bedeutung sie für den katholischen Glauben und die Gemeinde haben“, betont Propst Falkenhahn. Gemeinde und Förderverein verstünden die neue Domschatzkammer aber nicht nur als musealen Raum. Das Erdgeschoss werde zukünftig Anlaufstelle und Informationszentrum für am katholischen Glauben interessierte Menschen sein. Zudem werde für die Stadt Minden eine sakrale Kunstsammlung geschaffen, die mit ihren Pretiosen Besucher von nah und fern in die Weserstadt anziehe, so der Vorsitzende des Dombau-Vereins, Hans-Jürgen Amtage.

Anke Freund und Viola Beier widmen sich unterdessen den weiteren Kunstschätzen. Vorsichtig greifen sie die Pretiosen, setzen sie auf die speziell gefertigten kleinen Podeste, die teilweise mit Blattgold belegt sind, in die Vitrinen ein und rücken sie ins rechte Licht. Denn der Betrachter solle ein Erlebnis empfinden, wenn er an das Kunstwerk herantritt und er solle die Besonderheiten schnell erfassen können, so die Restauratorinnen.

Dombau-Verein Minden e. V.

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