Minden (DVM). Mehr als 60.000 Museumsbesucher haben es in der viel beachteten Ausstellung „Wunder ROMs“ in Paderborn betrachtet: das Vortragekreuz aus dem Domschatz Minden mit der Nero-Kamee aus dem 1. Jahrhundert. Jetzt ist das Kapitelkreuz in die Domschatzkammer am Kleinen Domhof zurückgekehrt. Dafür ging unter anderem das Hedwigsglas auf Reisen.
Ursula Pütz, wissenschaftliche Mitarbeiterin für Sammlung und Ausstellungen im Diözesanmuseum Paderborn, begleitete die Rückkehr nach Minden. Fachkundig setzte sie das Reliquienkreuz, das im frühen 16. Jahrhundert in Westfalen gefertigt wurde nachdem der ursprüngliche Träger der Reliquie vermutlich zerstört worden war, in die Vitrine ein. Dabei wurde besonders darauf geachtet, dass die römische Kamee mit dem Bildnis des Kaisers Nero aus dem 1. Jahrhundert, die die Rückseite des Kreuzes ziert, ins rechte Licht gerückt wurde.
Exponate von großer Bedeutung
„Wir freuen uns, dass Exponate aus dem Domschatz Minden von solch großer Bedeutung sind, dass sie immer wieder für große Ausstellungen nachgefragt werden“, erklärte der Vorsitzende des Dombau-Vereins Minden, Hans-Jürgen Amtage, bei der Rückkehr des Vortragekreuzes. Der Förderverein ist Betreiber des neugestalteten Domschatzes Minden, der im März am Kleinen Domhof eröffnet wurde.
Wie begehrt die Ausstellungsstücke aus der Mindener Domschatzkammer sind, wird auch darin deutlich, dass parallel zum Wiedereinsetzen des „Nero-Kreuzes“ zwei bedeutende Exponate auf Reisen gegangen sind. Neben dem Hedwigsglas aus dem 12. Jahrhundert auch der Reliquienschrein der heiligen Valeria aus dem frühen 13. Jahrhundert. Beide Ausstellungsstücke sind ab Mitte September in der Landesausstellung „Richard Löwenherz. König – Ritter – Gefangener“ im Historischen Museum der Pfalz in Speyer zu sehen.
Heilige trank aus Hedwigsglas
Mitarbeiter einer Kunstspedition nahmen die wertvollen Preziosen in ihre Obhut. Mit äußerster Vorsicht wurde das filigrane rauchfarbene Hedwigsglas, das fatimidischen Ursprungs ist und damit in Nordafrika gefertigt wurde, sicher verpackt, bevor es nach Speyer auf die Reise ging. „Es handelt sich hier tatsächlich um Glas und nicht um eine Art geschliffenen Bergkristall“, unterstrich Ursula Pütz die Besonderheit des Behältnisses, aus dem die Heilige Hedwig, Patronin Polens und Schlesiens, im frühen 13. Jahrhundert getrunken haben soll. Hedwig, die 1267 heiliggesprochen wurde, war wegen ihrer Liebe zu den Armen im Volk hoch angesehen, sodass die Leute unmittelbar nach ihrem Tode Gegenstände zu sammeln begannen, die mit dem Leben der Heiligen in Verbindung gebracht wurden. Dazu gehört auch das Mindener Hedwigsglas.