
Minden (DVM). Mit einer eindrucksvollen Eröffnung im Domschatz Minden ist die neue Sonderausstellung „Kirche St. Mauritius“ des Mindener Fotojournalisten Alexander Lehn vorgestellt worden. Die Ausstellung, die in Zusammenarbeit mit dem Dombau-Verein Minden (DVM) entstanden ist, ist bis Ende März 2026 im Domschatz zu sehen.
Eröffnet wurde die Schau vom Vorsitzenden des Dombau-Vereins, Hans-Jürgen Amtage, der die Gäste zu einer Ausstellung begrüßte, „die unseren Blick schärft: den Blick auf das Wesentliche, auf den Moment, auf das Licht“. In seiner Einführung würdigte Amtage nicht nur das fotografische Werk von MT-Fotograf Alexander Lehn, sondern auch den Wert des Fotojournalismus als eigenständige Form künstlerischer und journalistischer Arbeit.
„Fotojournalismus bedeutet, die Wirklichkeit sichtbar zu machen – ungeschminkt, präzise, aber auch mit Gespür für Atmosphäre und Menschlichkeit. Fotojournalisten sind die Augen der Öffentlichkeit“, so Amtage. „Gerade in einer Zeit, in der Bilder im Sekundentakt entstehen und vergehen, ist der professionelle, verantwortungsvolle Fotojournalismus wichtiger denn je. Er hilft uns, das Wahre vom Inszenierten zu unterscheiden – und erinnert uns daran, dass jedes gute Bild Haltung zeigt.“
Fotograf Alexander Lehn interpretiert die Wirklichkeit
Alexander Lehn, geboren 1974 im russischen Orenburg, kam 1993 nach Deutschland. Nach zehn Jahren Fabrikarbeit und dem Besuch eines Abendgymnasiums entschloss er sich zu einem Studium des Bildjournalismus. Seit 2010 arbeitet er als Fotograf für das Mindener Tageblatt. Seine Aufnahmen erscheinen regelmäßig auch in überregionalen Medien – unter anderem in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, der Welt am Sonntag und im Stern.
Der DVM-Vorsitzende lobte Lehn als einen Fotografen, der Fotografie nicht als bloßes Abbild, sondern als Interpretation der Wirklichkeit begreife. „Er sucht nicht das Spektakel, sondern den Moment, in dem sich Wahrheit, Emotion und Bedeutung verdichten.“ Gerade hier, in der Verbindung von sakralem Raum der Mauritius-Kirche und fotografischer Kunst, wird deutlich, was Fotojournalismus leisten kann: Er zeigt das Sichtbare – und öffnet zugleich den Blick für das Unsichtbare.“

Einen besonderen Akzent erhielt die Ausstellungseröffnung durch Hildegard Breitschuh, langjähriges Mitglied des Dombau-Vereins Minden, die den Besucherinnen und Besuchern die wechselvolle Geschichte der Kirche St. Mauritius nahebrachte. Mit großer Sachkenntnis und erzählerischem Feingefühl schilderte sie die Entwicklung des ehemaligen Benediktinerklosters und seiner Kirche von der Gründung im Jahr 1042 bis in die Gegenwart.
Gegründet wurde das Kloster St. Mauritius von Bischof Bruno von Minden, der aus dem Geschlecht derer von Merseburg stammte und das Kloster ursprünglich auf einer Insel in der Weser errichten ließ – eine der frühesten Siedlungen auf dem rechten Weserufer. Die Mönche betrieben dort unter anderem einen Fährdienst und begannen um 1353 mit der Lehmförderung für die Ziegelproduktion – eines der ältesten Zeugnisse städtischer Ziegelherstellung in der Region.
Eine einzigartige ökumenische Doppelkirchenanlage
Nach wiederholten Überfällen und Hochwassern wurde das Kloster 1434 an seinen heutigen Standort in der Oberen Altstadt verlegt, unmittelbar neben der Simeoniskirche. Die neue Mauritiuskirche wurde 1475 geweiht; im Jahr darauf wurden die Gebeine des Gründers Bruno in einer feierlichen Prozession dorthin überführt.
Das Kloster erlebte zwischen 1450 und 1520 eine Blütezeit als Teil der Bursfelder Kongregation, bevor es in der Reformation mehrfach bedroht war und schließlich 1810 unter König Jérôme aufgehoben wurde. Danach diente die Kirche über 140 Jahre hinweg profanen Zwecken – als Pferdestall, Lazarett und Soldatenmagazin.
1958 wurde St. Mauritius Pfarrvikarie, 1967 Eigentum der Domgemeinde. Heute bildet die Kirche mit der evangelischen Simeoniskirche eine nahezu einzigartige ökumenische Doppelkirchenanlage. Seit 2025 wird sie von einer griechisch-orthodoxen Gemeinde genutzt, die dort ihre Gottesdienste feiert.
St. Mauritius – ein Stück Mindener Identität
„Die Geschichte der Kirche St. Mauritius ist ein Stück Mindener Identität – voller Brüche, Neuanfänge und Wandlungen“, so Hildegard Breitschuh. „Diese Ausstellung zeigt, dass Geschichte und Gegenwart hier auf besondere Weise miteinander in Dialog treten.“
Die Fotografien von Alexander Lehn greifen diesen Dialog auf: In eindrucksvollen Aufnahmen fängt er Licht, Raum und Struktur der Mauritiuskirche ein. Mal zeigt er die Ruhe des Chorraums, mal das Spiel des Lichts auf alten Mauern – immer mit einem Blick, der das Sichtbare übersteigt. Seine Bilder verbinden dokumentarische Präzision mit einer beinahe kontemplativen Tiefe.