Minden (DVM). Ein neues Stück Mindener Domgeschichte ist in den Kreuzhof der Kathedrale am Kleinen Domhof eingezogen: die Grabplatte des evangelischen Domherrn Ernst Freiherr von Ledebur aus dem 18. Jahrhundert.
Jahrzehntelang war der 1,4 Tonnen schwere Sandstein, in drei Teile zerbrochen, im Steinlager des Nordfriedhofes gesichert worden. Bis Friedhofsgärtnermeister Alwin Pamin vom Bestattungswesen der Städtischen Betriebe Minden im vergangenen Jahr bei einer Durchsicht des Lagers auf die Grabplatte genauer aufmerksam wurde. Es sei zu schade, dass dieser mächtige Stein dort einfach so unbeachtet läge, befand der Fachmann und setzte sich mit dem Dombau-Verein Minden (DVM) in Verbindung. Die Überlegung: den Stein sichern und eventuell in den Kreuzhof des Domes zu bringen und dort aufzustellen.
Hinweis auf bewegte Dom-Historie
„Herr Pamin stieß bei uns auf offene Ohren“, sagt der Vorsitzende des überkonfessionellen Fördervereins DVM, Hans-Jürgen Amtage. Mehr materielle Geschichte sei kaum möglich, um auf die bewegte Dom-Historie gerade auch nach Aufhebung des Bistums Minden hinzuweisen. Und so verfolgten Pamin und der DVM das Projekt „Ledebur-Grabplatte“.
Der Dombau-Verein Minden beauftragte die Steinmetzin Gabriele Stendel-Merks, die Grabplatte näher in Augenschein zu nehmen und die Aufarbeitung des mehr als 200 Jahre alten Sandsteins und den Transport vom Nordfriedhof in den Kreuzhof zu planen. Nach der Überführung des tonnenschweren Objekts in den Steinmetzbetrieb arbeiteten Stendel-Merks und ihr Sohn, Steinmetz Florian Merks, die riesige Grabplatte auf, überlegten, wie die drei Teile des vor langer Zeit zerbrochenen Steines am besten wieder zusammengefügt werden können. Parallel wurde im Austausch von Dombau-Verein und Kirchenvorstand der optimale Ort für die Platzierung im Kreuzhof des Domes ausgewählt.
Evangelische Domherren bestimmten das korporative Leben
In Form eines kleinen Schwertransportes brachten die Steinmetze jetzt den „Ledebur-Stein“ an seinen Ablageort im Schatten des Domes, wo der preußische Kammerpräsident zu Hamm und Drost zu Ravensberg als evangelischer Domherr im 18. Jahrhundert wirkte. Zu der Zeit waren in Minden vorwiegend die evangelischen Domherren wie Ledebur, Dincklage, Vincke und von dem Busche aktiv. Sie bestimmten unter anderem über das sogenannte korporative Leben, die Beteiligung bestimmter gesellschaftlicher Gruppen, des Dom-Kapitels.
Der Mindener Domherr gehört zu dem alten westfälischen Adelsgeschlecht der Ledeburs, das mit Wicbertus Lethebur, Ministerialer des Bischofs von Osnabrück, im Jahr 1195 erstmals urkundlich erwähnt wird. Im Heimatraum gehörte unter anderem das Schloss Crollage mit Gut Figenburg in Preußisch Oldendorf bis in das 20. Jahrhundert hinein zu den Besitzungen der Ledeburs.
„Ich denke, dass alle Beteiligten zufrieden sein können, weil ein Stück Geschichte seinen richtigen Ort gefunden hat“, freut sich Alwin Pamin über den Abschluss des Projekts „Ledebur-Grabplatte“. Dem stimmt Hans-Jürgen Amtage zu. „Es wäre schade gewesen, wenn dieser besondere Stein weiterhin unbeachtet sein Dasein gefristet hätte. Nun konnten wir diesen aufwendig gestalteten Sandstein für die Nachwelt zusammengefügt sichern.“
Informationen über das Adelsgeschlecht von Ledebur auf Wikipedia