Minden (DVM). Mittwoch, 28. März 1945, 11.10 Uhr. Heute vor genau 75 Jahren flogen alliierte Bomber den letzten großen Angriff auf Minden. Wenige Wochen vor Kriegsende zerstörten die Bomben weite Teile der Innenstadt. Darunter das Rathaus, der Dom und viele Wohngebäude im Bereich der Unterstadt. Aber auch das Proviantmagazin und die Heeresbäckerei am Martinikirchhof gingen in Flammen auf.
Der zerstörte Dom sollte in Minden viele Jahre nach Kriegsende ein Symbol für die Zerstörungen sein, die das Naziregime seit 1939 herausgefordert hatte. Aber auch ein Zeichen der Hoffnung. Denn Mindenerinnen und Mindener aller Konfessionen traten für den Wiederaufbau der Basilika ein, die 1957 wieder geweiht werden konnte. Möglich machte das unter anderem der Dombau-Verein Minden, der 1946 von Katholiken und Protestanten gegründet wurde.
Während der Kriegsjahre ausgelagert war der Domschatz Minden – im Westwerk des Domes, wo man glaubte, ihn vor dem Kriegsgeschehen sicher verwahren zu können. Diese Einschätzung sollte mit der Zerstörung des Domes ein Irrtum sein. Und doch: Es mag fast wie ein kleines Wunder wirken, dass der 1000-jährige Schatz weitestgehend unbeschadet das Feuer, das die Bomben entfacht hatten, überstand. Heute weisen einige wenige beschädigte Preziosen im „neuen“ Domschatz auf diese Kriegsfolgen hin. Darunter die Büste der heiligen Magdalena aus dem 13. Jahrhundert. „Und so mahnt der dunkle Raum in der Domschatzkammer die Besucher, sich daran zu erinnern, wozu Krieg – aber letztlich ganz besonders Hass und Menschenverachtung als Grundlage für den Krieg – anrichten können bei den Menschen und ihrer Kultur“, betont der Vorsitzende des Dombau-Vereins Minden, Hans-Jürgen Amtage.
Erinnerung um 11.10 Uhr
An den 75. Jahrestag der Bombardierung und die Befreiung Mindens durch die Alliierten wenige Tage später wird heute um 11.10 Uhr mit einem Glockenläuten erinnert. Bürgermeister Michael Jäcke ruft unter Berücksichtigung des Versammlungsverbots der Corona-Schutzverordnung im Namen der Stadt Minden gemeinsam mit dem Evangelischen Kirchenkreis Minden, der katholischen Dompropstei-Pfarrgemeinde Minden und dem Mindener Geschichtsverein auf, im Gedenken an die vielen Opfer des 28. März 1945 und des Kriegsgeschehens insgesamt innezuhalten.
Um 11:10 Uhr – dem Zeitpunkt der Angriffe – läuten dazu die Glocken der Mindener Kirchen als Zeichen der Erinnerung an das Leid des Krieges und die Verantwortung für den Erhalt von Frieden, Demokratie und den Schutz der Menschenrechte.
„Die Fehler der Vergangenheit und der Hass, der zur Zerstörung von Teilen unserer schönen Stadt und dem Tod so vieler Menschen geführt hat, dürfen sich nicht wiederholen“, so Bürgermeister Michael Jäcke. In Zeiten zunehmender Verfeindung, Ausgrenzung und wachsenden Populismus innerhalb Deutschlands, Europas und weit darüber hinaus, sei der entschlossene und starke Einsatz für unsere Grundwerte sowie Mitmenschlichkeit und Respekt umso wichtiger.
Zeichen für eine starke Gemeinschaft
Viele setzten sich für ein friedliches Erinnern und Zusammenleben ein. Der Austausch mit Menschen anderer Herkunft, Sprachen und Traditionen, die internationalen Kontakte und Partnerschaften seien Zeichen für eine starke Gemeinschaft, die Minden mitgestalte.
Der 8. Mai 1945 markiere in der Geschichte einen besonderen Tag – er setze einen Schlusspunkt hinter den verheerenden Zweiten Weltkrieg. Krieg und Zerstörungen fanden damit in der Bunderepublik ein Ende. Aber 75 Jahre Ende des Zweiten Weltkrieges seien nicht gleichbedeutend mit 75 Jahre Frieden in Europa und weltweit. „Wir alle sollten den heutigen Tag als Mahnung verstehen, dass wir in Deutschland in Frieden leben können. Das ist keine Selbstverständlichkeit“, so Michael Jäcke am heutigen 28. März 2020.